Ein Gespräch zwischen Horst Wibger und seinem Kumpel Jupp über die Arbeitsmoral von Handwerkern
Eine gemütliche Kneipe im Ruhrpott, irgendwo zwischen Pommes Schranke und Pils vom Fass. Horst Wibger sitzt mit seinem alten Kumpel Jupp, seines Zeichens Fleischereimeister, an einem der hölzernen Tische.
Horst: (nimmt einen großen Schluck aus seinem Bierkrug) Jupp, ich sag dir, wenn ich noch ein Wort über diese elenden Handwerker höre, flipp ich aus! Seit August 2023, sage und schreibe, renovieren die meinen Balkon. Und jetzt, im Juni 2024, sieht’s aus, als würde ich dieses Jahr wieder keinen einzigen Sommerabend draußen verbringen!
Jupp: (lacht herzhaft und nimmt einen Happen von seiner Currywurst) Ach, Horst, dat kenn ich. Die Jungs von heut’, die haben keine Ahnung mehr von richtiger Maloche. Früher, da hätt’n wir das Ding in zwei Wochen fertig gehabt. Aber die von heut’, die sind ja schon nach dem Frühstück erschöpft!
Horst: (nickt vehement) Genau das sag ich doch! Letztens kam der Typ an und meinte, sie müssten nochmal alles aufreißen, weil sie irgendwo ’nen Fehler gemacht hätten. Da hab ich ihn gefragt, ob er nicht lieber gleich Urlaub nehmen will, damit wir das hier auf nächstes Jahr verschieben können. (lacht bitter)
Jupp: (grinsend) Na, pass mal auf. Bei mir in der Fleischerei is dat nich anders. Ich hab da so ’nen jungen Burschen, der weiß nicht mal, wie man ’nen Schwein richtig zerlegt. Steht da, guckt das Schwein an, als ob’s gleich anfangen würde, Witze zu reißen.
Horst: (schüttelt den Kopf) Unglaublich, oder? Und dann beschweren die sich noch über Stress. Weißt du noch, wie wir damals ohne Pause durchgearbeitet haben? Da gab’s kein Gejammer. Maloche war Maloche und Feierabend war Feierabend.
Jupp: (nickt zustimmend) Dat war ne andere Zeit. Heute muss man ja froh sein, wenn die überhaupt auftauchen. Mein Vater hätte den Jungs was erzählt, wenn die sich so angestellt hätten. Aber was willste machen, die Zeiten ändern sich. Is halt nich mehr wie früher.
Horst: (seufzt) Ja, du hast wohl recht. Aber trotzdem, ich hab langsam echt die Nase voll. Wenn die dieses Jahr nicht fertig werden, dann baue ich den Balkon selber. Und wenn er zusammenbricht, dann wenigstens unter meiner Aufsicht!
Jupp: (lacht laut) Horst, du und Handwerken? Das will ich sehen! Aber hey, vielleicht sollten wir’s einfach mal mit ’nem ordentlichen Schinken bestechen. Kannste ja gleich mal von deinem Jupp hier besorgen.
Horst: (lacht mit) Das is mal ’ne Idee! Ein ordentlicher Ruhrpott-Schinken für den Balkon! Na, wenn das nicht klappt, dann weiß ich auch nich mehr.
Jupp: So isset. Manchmal muss man halt kreativ werden. Und bis dahin, trinken wir einfach noch eins. Prost, auf dass dein Balkon irgendwann mal fertig wird!
Horst: (hebt den Krug) Prost, Jupp! Und auf die alte Maloche!
Hintergrund:
Mitte August informierte der Vermieter kurzfristig, dass die Außenfassade gestrichen und die Balkone renoviert werden sollen. Die Balkone sollten bis zum nächsten Tag leergeräumt sein. Ein Gerüst wurde aufgebaut und etwa eine Woche später begannen die Vorbereitungen an der Fassade (Reinigung). Drei Wochen später war die Fassade gestrichen, doch an den Balkonen wurde bis dahin nichts gemacht.
Ende September wurde endlich mit dem Abbau der alten Geländer begonnen, allerdings ohne nennenswerte Absicherung der Balkone – man könnte das Gerüst als provisorische Absicherung betrachten. Im Oktober wurde bei einem Balkon begonnen, die Estrichdecke abzutragen (die Arbeiten dauerten von 10 bis 11 Uhr). Im weiteren Verlauf des Jahres passierte nichts mehr.
Im Februar wurde das Gerüst abgebaut und das neue Geländer lose auf den Balkon gestellt, was als Absicherungsmaßnahme dienen sollte. Im Mai war dann bei allen Balkonen die Estrichdecke abgetragen. Im April schafften es die Handwerker tatsächlich, etwa 20 Minuten Zeit zu erübrigen, um auf einem Balkon die Ausgleichsmasse aufzutragen. Im Juni wurde die Ausgleichsmasse auf einem zweiten Balkon aufgetragen, seitdem ist nichts mehr passiert.
Ja, ich weiß, dass solche Arbeiten wetterabhängig sind und man das Wetter nicht beeinflussen kann. Ich selbst komme aus dem Handwerksbereich (Bodenleger) und unter Berücksichtigung der Witterungsverhältnisse hätten die Arbeiten an der Fassade und die Fertigstellung der Balkone spätestens Mitte Oktober abgeschlossen sein müssen. Das setzt jedoch voraus, dass man länger als 10 Minuten auf der Baustelle arbeitet.
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